Schwanensee - Gesang der Schwäne

Verfasst von: Dipl. Päd. u. Theaterpädagogin Selena Plaßmann
Schwanensee-Szenarium
Schwanensee-Szenarium  Bild: Selena Plaßmann
Ein Diamant der russischen Ballett-Geschichte ist „Schwanensee“. Uraufgeführt wurde es 1877 im Moskauer Bolschoi Theater. Bevor Tschaikowsky für dieses umfassende Werk beauftragt wurde, hatte er bereits „rein zum Vergnügen“ ein Schwanensee-Märchen für die Kinder seiner Schwester komponiert. Abstrahiert mit dem musikalischen Motiv - das Geheimnis der wahren Liebe - diente ihm als Inspiration der Schwanengesang. Schwäne sind Einzelgänger gehen sie eine Liebesverbindung ein, ist es gewöhnlich für die Ewigkeit.

Das Märchen-Ballett handelt von zwei Liebenden, die durch eine Täuschung tiefes Leid erfahren. Prinz Siegfried, auserwählt als künftiger Repräsentant des Königreiches, wird aufgefordert, sich eine Gemahlin zu erwählen, obgleich er sich eigentlich nicht ehelich binden will. Im Mondlicht begegnet ihm am Schwanensee die Fee Odette, gefangen in einer Schwanengestalt. Der See einst entstanden aus den Tränen ihres Großvaters, des Seekönigs, ist ihr Zufluchtsort. Ihre Stiefmutter, einer Zauberin der schwarzen Magie, verfolgt sie in Gestalt einer Eule, um ihr die Krone zu rauben. Durch einen Schutzzauber wird Odette in einen Schwan verwandelt. Einzig wahre Liebe und Treue könnten sie aus ihrer Verwandlung erlösen.

Schwanen-Nest (Bild: Selena Plaßmann)

Der Schwanengesang als Übergang in eine andere Dimension bildet die Grundlage für das Libretto von „Schwanensee“. Das „Andante non troppo“. den zauberhaften Pas d'action zwischen Odette und Siegfried, entlehnte Tschaikowsky aus seiner unvollendeten Märchen-Oper “Undine“. Dort hatte er die seelische Entwicklung eines Naturwesen musikalisch nachzeichnet, das durch die Liebe zu einem Menschen seine Seele findet. Bei „Schwanensee“ dient ihm als Inspiration die archaische Ur-Verbundenheit, perfekte Anmut sowie der Gesang von Schwänen. Der Schwanengesang wird in Tschaikowskys berühmter Sinfonie als Ruf nach der ewig währenden Liebe gestaltet. Ein Schwanenpaar errichtet zusammen auch das Nest für den Nachwuchs - bestehend aus Wasserpflanzen, Gräsern und Zweigen. Nach der griechischen Mythologie ist der Schwan ein Gefährte des Sonnengottes Apollon. Als Überbringer von Weisheiten und Weissagungen vermitteln Schwäne zwischen der irdischen und der jenseitigen Welt.

Solistin
Solist
Rendezvous
Vision (Bild: Selena Plaßmann)

Die Sage von verzauberten Prinzessinnen oder Prinzen, die durch die wahre Liebe aus einem Bann erlöst werden können, ist in den überlieferten Geschichten vieler Kulturen aufbewahrt. In „Schwanensee“ verlieben sich die „Prinzessin der Lüfte“ und der Thronerbe unsterblich ineinander. Als seine Mutter - die Königin - von dieser Verbindung Kenntnis erhält, fürchtet sie um die Etikette am Hof. Zusammen mit dem Premierminister „Zauberer-Rotbart“ knüpft sie die Schicksalsfäden. Auf dem offiziellen Brautwahl-Ball erscheint seine Tochter Odile als Doppelgängerin von Odette. Sie verführt den Prinzen dazu, ihr ewige Liebe und Treue zu schwören. Als Siegfried der Betrug bewusst wird, eilt er an den Schwanensee, um Odettes Verzeihung zu erbitten. Ob die Liebenden daraufhin in den Fluten eines gewaltigen Unwetters versinken oder eine bessere Welt betreten, hängt von der tänzerischen Handschrift und dem Einfallsreichtum der Choreograf*innen ab.

Schwanensee-Kulisse (Bild: Selena Plaßmann)

In der ursprünglichen farbenprächtigen Inszenierung des Moskauer Bolschoi Theaters mit luxuriösen Kostümen und Kulissen war Odile eine leidenschaftliche Verführerin. Gekleidet in schillernde Gewänder, umgarnt sie Prinz Siegfried, dessen Integrität auf die Probe gestellt wird. Als durch eine Theaterreform dem kaiserlichen Theater die finanziellen Mittel drastisch gekürzt wurden, verschwand „Schwanensee“ vorerst von der Bühne. Tschaikowsky betrat mit seinem ersten Ballett Neuland. Für einen Komponisten galt die Oper als vornehmste Gattung, während „Tanztheater“ dem „Dance-Composer“ oblag. Der berühmte aus Marseille stammende Petersburger Ballettmeister Marius Petipa setzte internationale Richtlinien für das klassische Ballett. Der Welterfolg begann, als er „Schwanensee“ mit einer Choreographie von Lew Iwanow vorstellte. Das „Zusammenspiel“ mit seinem Assistenten verwandelte ebenfalls das „Nussknacker-Ballett“ in ein Meisterwerk. („Die Nussknacker-Hymne“ Reporters.de.)

Herbst-Pfad
Schwanen-Winter
Aussprache
Eintracht (Bild: Selena Plaßmann)

Im Film-Klassiker „Swan Like“ hat die russische Tanz-Legende Rudolf Nurejew in der Rolle von Prinz Siegfried „Schwanensee“ inszeniert. Als er 1961 nach Paris emigrierte, gab der „Chevelier of Arts,“ seine Geheimnisse um die Tanzkunst weiter und bereichert dadurch die internationale Dance-Community. In seinen Inszenierungen belebte er die klassischen Werke der Romantik. “Wer so viel knisternde Spannung auf die Bühne zu bringen vermag wie Nurejew, schafft eine Atmosphäre der Verzauberung“ (Margot Fontyn). Ihr Debüt als Balletttänzerin hatte die britische Primaballerina des Royal-Balletts 1934 als „Schneeflocke“ im „Nussknacker“. Das phänomenale Tanzpaar inspirierte die Ballettgemeinschaft des 20igsten Jahrhunderts. Fontyn und Nurejew lebten neben ihrer professionellen Tanzpartnerschaft eine „Freundschaft für die Ewigkeit.“ Für die Weihnachtszeit ist geplant, „ Schwanensee“ wieder auf den Bühnen der Welt zu feiern. Beim Berliner-Staatsballett ( www.staatsballett-berlin.de) in einer Inszenierung des französischen Choreographen Patrice Bart.

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