Faszinierende Welt der Pharaonen - neuer Sammlungsschwerpunkt beim REM

Verfasst von: Gisbert Kühner
Scheintürtafel des Itju und der Initkaes,
Scheintürtafel des Itju und der Initkaes,   Bild: Roemert- und Pelizaeus-Museum, Sharokh Shalchi
500 Objekte auf ca. 950 m² aus den neuen Sammlungsbeständen der Reiss-Engelhorn-Museen, aus Beständen des Römer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim sowie aus Privatsammlungen präsentieren die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim ab dem 16.11.2014 bis zum 17.5.2015 in den neu eingerichteten Räumen des Museums Weltkulturen. Ein kulturhistorischer Überblick über alle wichtigen Aspekte alt-ägyptischer Kultur.

Vor den Zeiten des Nationalsozialismus gab es in Mannheim bereits eine beachtliche ägyptische Sammlung. Ausgestellt war sie im Schlossmuseum. 1935 veränderten die Nationalsozialisten maßgeblich die Museumslandschaft. Im Rahmen eines Ringtausches in Baden gingen die ägyptischen Ausstellungsstücke an die Universität Heidelberg. Die Reiss-Engelhorn-Museen ( REM ), die für Sammlungen zu den verschiedensten Kulturen der Welt stehen, haben mit dem Aufbau einer ägyptischen Sammlung eine Lücke geschlossen. 5 Sammler, die überwiegend nicht namentlich genannt werden wollen, haben dem REM ihre Sammlerstücke zur Verfügung gestellt. 1600 Objekte umfasst die aktuelle Inventarliste. Ergänzt wird sie durch weitere 450 Objekte aus dem Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim.

Sargdeckel (Bild: Rem, Foto: Jean Christen)

Ägypten - Land der Unsterblichkeit ist der Titel der Ausstellung, die vom 16.11.2014 bis zum 17.5.2015 in den Räumen des Museums Weltkulturerben D5 präsentiert wird. Sonderausstellung oder Semi-Daueraustellung, das ist erklärungsbedürftig. Alt-ägyptische Kultur als Sammlungsschwerpunkt ist zurück in der Quadratenstadt. Der 12. Themenschwerpunkt des REM, wird dauerhaft in Mannheim angeboten. Basis bleiben die bisher vorhandenen Sammlungsstücke, die themenbezogen variiert werden. im nächsten Halbjahr geht es um das Alltagsleben am Nil, den Pharaonen- und Beamtenstaat und insbesondere um den Glaube an das Weiterleben nach dem Tod. Der Traum von Unsterblichkeit führte zu einem ausgeprägten und aufwändigen Totenkult. Den Toten sollte es im Jenseits an nichts fehlen. Die Gräber wurden kostbar verziert, großzügige Grabbeigaben waren die Regel. Da nur unversehrte Körper Aufnahme im Totenreich fanden, entwickelte sich eine perfektionierte Mumifizierung. 

Statuette des Gottes Ptaf-Sokar-Osiris, Roemer-und Pelizaeus-Muse
Standfigur, Roemer- und Pelizaeus-Museum
Standfigur König Amenhotep, Roemer- und Pelzaeus-Museum
Sargdeckel (Bild: Rem, Jean Christen)

Der Rundgang der Ausstellung gliedert sich an Themenkomplexe. Die Stellung des Pharaos als Mittler zwischen der Götterwelt und Menschen und wie sein Beamtenstaat aufgebaut war, erklärt der Themenbereich Leben am Nil. Leben im Tod ist die nächste Themeninsel. Ewiges Leben bzw. ein Leben im Jenseits war bei den alten Ägyptern allgegenwärtig. Ab dem 5.Jahrhundert v.Chr. wurden die Toten in Hockerstellung in Sandguben in Seitenlage begraben. Im heißen Wüstenklima blieben die Körper oder zumindest die Skelette weitestgehend erhalten. Daraus leiteten die Ägypter die Mumifizierung ab und die Meinung, dass ein unversehrter Körper die Voraussetzung für eine jenseitige Existenz sei, verfestigte sich. Sandgräber blieben im Übrigen die normale Bestattungsform in der Gesellschaft. Nur die Gräber der Elite bestanden aus einer oberirdischen Kultkapelle und einer unterirdischen Grabkammer.

Komplettiert wird die Ausstellung durch die Räume Götterwelten und Neue Herrscher. Die Götter in der ägyptischen Religion konnten menschen-, tier- oder mischgestaltische Formen annehmen. Ein Bild der vielfältigen Götterwelten vermittelt die Ausstellung. Auch die über das ganze Land verteilten Tempel sind Thema der Ausstellung. Die Eroberung Ägyptens durch die Griechen und Römer ab 332 v.Chr. unter Alexander der Große führte zu einer Verschmelzung der verschiedenen Kulturen. Letztendlich setzte sich im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. in dieser Region das Christentum durch. Diese Entwicklung wird im Themenkreis Neue Herrscher übersichtlich erklärt. 

Totenbuchpapyrus (Bild: Sammlung Liepsner, rem, Jean Christen)

2 Ausstellungsobjekte verdienen einer besonderen Erwähnung: 3500 Jahre alt ist eines der frühesten und weitgehend erhaltenen Totenbücher der Welt. Rund neun Meter Papyrus mit meisterlichen Illustrationen und frischen Farben. 2010 wurde das Totenbuch von Wissenschaftlern mühsam entrollt. In einem Film wird dargestellt, wie mühsam diese Aufgabe bewältigt wurde. Und als 2. ist die Grabkammer von Sennefer, dem Bürgermeister von Theben aus dem Jahre 1400 v. Chr. in Originalgröße nachgebaut. Die Sargkammer ist komplett mit farbenprächtigen Wandmalereien ausgeschmückt. Und wer noch mehr will: Mitmachstationen und ein vielfältiges Begleitprogramm runden die Ausstellung ab und bieten  Kindern, Familien oder auch Schulklassen einen kurzweiligen Aufenthalt mit einem Bezug zu einer großen Weltkultur vergangener Jahre.

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