Die Reise des „kleinen Mucks“ zu den Berliner Märchentagen

Verfasst von: Dipl. Päd. u. Theaterpädagogin Selena Plaßmann
Dichterlesung
Dichterlesung  Bild: Selena Plaßmann
Seit der Maueröffnung finden jährlich die Berliner Märchentage statt. Auf den Spuren anderer Kulturkreise der Erde reist Märchenland durch Epochen und Kontinente um gefundene Schätze; - Geschichten die das Verständnis zwischen den Völkern bereichern - zu sammeln. Im historischen Berliner - Nikolaiviertel wurden auf dem Märchenmarkt Weltpremieren und fremde Leckereien feilgeboten. In diesem Jahr standen die Inszenierungen unter dem Zauber der arabischen Märchensammlung und transponierten zeitlose Botschaften.

Wilhelm Hauff schrieb die Geschichte vom kleinen Muck - der es vorzog in Abgeschiedenheit von den Menschen zu leben weil er von ihnen enttäuscht war - im Jahre 1826 für Söhne und Töchter gebildeter Stände. Das Morgenland wo Muck seine Abenteuer erlebte offenbart eine schillernde Kultur, wo es keine Standesunterschiede in dem ritterlichen Ansinnen zwischen Freunden oder Fremden gibt. Überraschungen und Herausforderungen, wurden in den Erzählungen mit Humor, Verständnis und Klugheit gelöst. Im Märchenzelt, Theatern, Flüchtlingsunterkünften, Botschaften und vor Bücherwänden fanden szenische Lesungen statt. Der Orient vermittelt das Veränderungen ihre Zeit brauchen und Reisen ins Unbekannte am wahrhaftesten und freudigsten sind, wenn man die Früchte mit seinen Weggefährten teilt.

Muck als Fremdenführer (Bild: Selena Plaßmann)

Die Kinder die von Mucks Geschichte erfuhren, gewannen ihn lieb. In anmutiger Gestalt flanierte er während der Märchentage durch die mittelalterlichen Gassen des Nikolaiviertels. Eine lustige Kinderschar begleitete ihn auf seinem Spaziergang durch das alte Berlin, wo einst Künstler lebten oder logierten und Märchenland (http://www.märchenland.de) im Kurfürstenhaus residiert. Mucks Zauberpantoffeln entführen in ferne Reiche. In Geschichten aus der alten Welt, wo Menschen an die innewohnende Symbolik und Botschaften glaubten. Seine Größe verdankte er, - wie er schilderte, - dem Umstand das er in Venedig in einer magischen Nacht zauberhafte Spaghetti gegessen hatte. In der spätromanischen Feldsteinbasilika St. Nikolai vermutet er einen goldenen Schatz und er verriet das Geheimnis der Kakaobohnen. Er verkündete auch Anekdoten über Heinrich Zille, der mit seinen Freunden Claire Waldoff und Otto Nagel gerne in der Berliner Gaststätte zum Nussbaum weilte.

Konspirative Piraten
Hexe
Märchenfee
Muck (Bild: Selena Plaßmann)

Im Kindermusiktheater des traditionsreichen Konzerthaus am Gendarmenmarkt reiste eine meisterhafte Musikkarawane mit Glockenschuhen, Trompete, Flöte, Harfe und einem Kamel durch den Kaffeesaal. Während die zauberhaften orientalischen Melodien an blühenden Oasen verklangen, verrieten die Musiker Geheimnisse aus dem Morgenland mit seiner Gerechtigkeitsliebe und vom Muck. Sogar die vollständige Zauberformel seiner Flugpantoffeln, die er dem König verschwiegen hatte, auch wenn er ihm schon zugeben musste, wie er mit seinem Spazierstock Gold auffindet. Man munkelt, Muck noch einmal als schönen Schelm im Publikum der Tegeler Humboldt-Bibliothek gesehen zu haben, als die Märchenerzählerin Maria Schild die Geschichte vom singenden Kaffee für junge Erwachsene erzählte. Sie hatte sie aus Syrien mitgebracht, als sie am Osttor im Café Springbrunnen weilte, wo nach Sitte der damaligen Zeit die Erzählkunst gepflegt und Geschichten unterbrochen werden, damit die Gäste am nächsten Tag wiederkommen.

Berliner U-Bahn Plakat (Bild: Selena Plaßmann)

Was erzählt der Kaffee während er auf dem heißen Feuer singt? Diese Frage beschäftigte einen Kalifen. Sein Wesir fand keine Antwort, hingegen ein einfaches Bauernmädchen. Entzückt von ihrer Klugheit begann er mit seiner Brautwerbung. Allerdings macht er eine wahrhaftige Ehe davon abhängig, das seine Braut groteske Aufgaben löste. Graziös fordert diese - verkleidet als Mann - den Kalifen zu mehreren Schachpartien heraus, die er verlor. Durch die Schach-Tribute verwirklichten sich die Phantastereien. Erst als der Ehebund besiegelt und alle freudig feierten, gestand sie ihm lachend, das sie ihn eigentlich für einen schlechten Schachspieler hielt. Muck, der wenn er drei Mal in seinen Zauberpantoffeln dreht, schneller als der Wind reist, wurde seit dem nicht mehr gesehen. Vielleicht weilt er noch immer als heimlicher Gast in Berlin oder ist längst wieder im fernen Orient.

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