Schloss Britz im Widerschein der Morgenröte

Verfasst von: Dipl. Päd. u. Theaterpädagogin Selena Plaßmann
Schloss Britz
Schloss Britz  Bild: Selena Plaßmann
Im 13 Jahrhundert lebte auf der Burg, die in den Ritterstand erhobene Familie „Derer von Britzke“ dem dieser Berliner Ort seinen Namen verdankt. Als der königliche Hofmarschall Sigismund von Erlach 1705 das Rittergut übernahm, erweiterte er den Gutspark mit einer Orangerie, Goldfischteichen, Statuen und verschlungenen Pfaden. Berceaux;„Lust-Lauben“ wurden in die Landschaftsarchitektur integriert. Ein weltoffener Esprit hatte Einzug gehalten und private „Herzens“-Angelegenheiten, konnten taktvoll oder mit Diskretion behandelt werden.

Windmühlen, Rosenzucht, Obstanbau und ein bäuerlicher Nutzgarten verwandelten das einstige Ritteranwesen - seit dem Spätmittelalter - in ein Mustergut. Ein reformfreudige Graf, Ewald Friedrich von Hertzberg, ließ in dem Gutspark Maulbeerbäume anpflanzen und führte 1758 den Seidenanbau in Britz ein. In dem Herrenhaus, als Kurator der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Oberschulrat von Berlin, gründete er eine bildungsbeflissene Dorfschule, in die eine Bibliothek und Gemäldegalerie integriert war. Zu seinem Bildungsprogramm gehörten Allegorien über Aurora, die Morgenröte, wodurch das Bewusstsein, auf die Aufklärung fokussiert werden sollte. Ziel der Wissenschaft war es die Wahrheit heraus zu finden.

Schloss Britz (Bild: Selena Plaßmann)

Im Rokoko erhellt durch die Aufklärung, trat ein ästhetischer und sinnlicher Lebenswandel ein; indem das Dasein erhöht und dem Leben Schönheit, Tiefe und Süße verliehen wurde. Freier Wille, geistreiche Gespräche mit blitzender Prosa, witzig und galant, sowie die Kunst des Briefe schreiben, wurden geschätzt. Die geistig funkelnde und sprühende Rokoko-Kultur, in der alle Künste blühten, schlägt die Zeit im Umbruch. Als Vorläufer und Wegbereiter unserer Zeit leitet diese verflossene Epoche, in den modernen Zivilisationsprozess ein. Als Schloss Britz 1924 in den Besitz der Stadt Berlin überging, wurde das Landgut zuerst an Privatpersonen vermietet und in den Nachkriegsjahren ein Kinderheim. Nach einer qualitätsvollen Restauration des Landes-und Gartendenkmalamt, wurde das Anwesen eine Kulturstiftung und ein Museumsschloss. (www.schloss-britz.de) Im Museum bekunden historische Objekte „Lebens-und Arbeitsbedingungen vergangener Tage“ und Foto-Film Portraits, geben Einblicke in zeitgenössische Arbeitsprozesse.

Historischer Draht-Esel
Museum
Gutshof-Restaurant Buchholz
Milchmädchen (Bild: Selena Plaßmann)

Die Jahrhundert alte Geschichte des einstigen Rittergut, wird erfahrbar mit altersspezifischen Führungen durch rekonstruierte Zimmer im Schloss und Kutschfahrten durch Britz. Die internationale Begegnungsstätte Schloss Britz bietet ein niveauvolles Programm; Kolloquien, Feste, Lesungen, Tanz-Theateraufführungen und Konzerte. Für Reisende besteht die Möglichkeit in Gästezimmern zu übernachten, oder im Schloss-Hotel mit preußischer Eleganz. Der Gutshof mit antiken Gartenmobiliar, Veranstaltungsräumen im historischen Ochsenstall und der Musikschule Neukölln, (die ihr Domizil im ehemaligen Pferdestall bezogen hat), beherbergt eine historische Tier-Patenschaften Farm. Zwischen exotischen Bäumen im Gutspark, befindet sich die bronzene Brunnenskulptur „das Milchmädchen“ aus Sankt-Petersburg, der Stadt die einer finnischen Legende nach im Himmel gebaut, bevor sie auf die Erde herabgesenkt wurde. Ein Zeichen, der andauernden russisch-deutschen Freundschaft zwischen der Kulturstiftung Schloss Britz und dem staatlichen Museum in Zarkoje - der einstigen Sommerresidenz der russischen Zaren.

Winterdrache (Bild: Selena Plaßmann)

Während in der warmen Jahreszeit, Wandel-Serenaden und Kammerkonzerte Sommernächte versüßen und gelegentlich die Shakespeare Company Berlin, auf der Freilichtbühne im Gutshof ihr Publikum mit Esprit und meisterlicher Spielkunst erfreut, verwandelt sich Schloss Britz, zur Wintersonnenwende in eine nordische Märchenwelt. Barden die in ihren Gesängen Poesie und Weisheiten zu verkünden wissen, erscheinen in den heiligen Rauhnächten, wenn dem Mythos nach die Tore zur „Anderswelt“ geöffnet werden. Die kleinen Erdenbürger begeistert ein Märchenerzähler, Fahrten mit Schlittenhunden und das erklettern von Wikingerbooten. Auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt, mit Kunsthandwerks-Ständen, hausgemachten Leckereien, Feuerfleisch, Heil-und Liebestränken, bezaubert das Wandertheater „Cocolorus“. Als Höhepunkt gleich einem alten germanischen Brauch, wo Rauhnächte mit Fackeln und Feuer gefeiert wurden, die phantastische Feuerdarbietung “Araga Mysteria.“

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