Camera obscura, ein Teil der Fotogeschichte und aktuelle Kunstform

Verfasst von: Reinald Döring
Mit Selbstbau- Camera obscura auf Papier
Mit Selbstbau- Camera obscura auf Papier  Bild: Reinald Döring
"Camera obscura", die Übersetzung des lateinischen Begriffs bedeutet dunkle Kammer. An einer Seite, dieser wie auch immer gearteten dunklen Kammer, befindet sich eine kleine Öffnung. Dieses Loch lässt Licht von außen auf die gegenüberliegende Wand fallen. Das Licht projiziert ein kopfstehendes Bild der Welt vor dem Loch an die Wand. Später sorgte eine einfache Glaslinse dafür, dass das Abbild in der Camera obscura schärfer dargestellt wurde.

Eine erste Form der Kameras wie wir sie heute kennen, allerdings noch ohne die Möglichkeit das Bild zu fixieren. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden lichtempfindliche Materialien - beschichtete Metallplatten und Andere - verwendet um die so projizierten Bilder fest zu halten. Die moderne Fotografie war erfunden. Die Camera obscura existiert aber weiter als Kunstform in unserer Zeit. Einige Künstler haben in den vergangenen Jahren das Prinzip der Camera obscura für sich wieder entdeckt und kombinieren moderne Fotografietechnik mit dem Wissen der Frühzeit. Daraus hat sich eine Kunstform entwickelt die zu betrachten es lohnt. "Malen oder Schreiben mit Licht", wie fotografieren übersetzt aus dem Altgriechischem heißt, bekommt hier wieder eine Bedeutung.

Aufnahme mit Lochkamera aus Pappe (Bild: Reinald Döring)

Der Bostoner Künstler und Professor für Fotografie, Abelardo Morell, entdeckt diese Kunstform bereits 1988 für sich. Er verwandelt ganze Räume in "Dunkle Kammern" in dem er die Fenster mit schwarzer Folie verdunkelt. An einem Fenster wird ein kleines Loch in die Folie geschnitten und vorausgesetzt draußen ist es hell genug, ist ein Bild der Umwelt an der gegenüberliegenden Wand zu erkennen. Morell entwickelte das Verfahren im Laufe der Jahre weiter und setzte zusätzlich ein Prisma in den Strahlengang des Lichteinfalls und erreichte damit, dass die kopfstehende Projektion jetzt richtig herum zu sehen war. Diese Bilder fotografierte er ab. Damit hatte er Fotos auf denen gleichzeitig Teile des Innenraums, der Einrichtung, der Wandstruktur und der Außenwelt abgebildet sind. Anfangs mit analogen Kameras aufgenommen war eine Belichtungszeit von mehreren Stunden erforderlich.

Die finnische Künstlerin Marja Pirilä

Die 1957 geborene Fotografin und Künstlerin Marja Pirilä arbeitet noch nicht so lange wie Abelardo Morell mit dieser Technik. Trotzdem hat sie bereits einen eigenen Ausdruck in dieser Form der Kunst entwickelt und eine meisterliche Qualität ihrer Aufnahmen erreicht. Hier wird ebenfalls die Außenwelt mit Personen und Innenräumen zu aussagestarken, fesselnden Bildern verknüpft. Für ihre Camera obscura verwendet Marja Pirilä eine einfache Glaslinse um die Schärfe und Intensität der Projektion zu erhöhen. Weitere Artikel des Autors zum Thema Fotografie finden sie wenn sie hier klicken. Weitere Informationen zum Thema - Zimmer mit besonderer Aussicht - Abelardo Morell

Mehrfach gescannte und digital bearbeitete Aufnahme
Mehrfach gescannte und digital bearbeitete Aufnahme
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