Phytopharmaka: Vom Target zur Therapie

Verfasst von: Iris Gödecker
Die Kooperation Phytopharmaka in Bonn hatte am 17.10.2018 zum Symposium im Radisson Blue Hotel in Köln Deutz eingeladen. Das Interesse war wieder sehr groß. Die diesjährige Veranstaltung beschrieb das Thema rund um die Komplexität in der Phytopharmaka und der Phytotherapie. Unter anderem ging es auch um die spezifische Wirksamkeit von medizinischen Therapieverfahren sowie Impulse, Lösungen und den medizinischen Nutzen in der hausärztlichen Praxis.

Der Kooperation Phytopharmaka ist es wichtig, dass die pflanzlichen Arzneimittel als Bestandteil der Arzneimittelversorgung integriert werden. Dabei handelt es sich um wissenschaftlich basierte Arzneimittel nicht nur in der ärztlichen Therapie, sondern auch in der Selbstmedikation. Im Zuge dessen haben der Erhalt und die Förderung der Phytotherapie einen hohen Stellenwert. In Publikationen, Symposien und Vorträgen wird die Forschung rund um die Arzneipflanzen vorangetrieben. Wissenschaftliche Daten zu diesen Arzneimitteln stellen die Basis dar. Das bedarf intensive Forschung und Fachkompetenz. In diesem Sinne galt die Veranstaltung als Forum für einen wissenschaftlichen Austausch zu interessanten Themen.

Wie wirken Phytopharmaka? - Targets und Wirkmechanismen

Phytopharmaka enthalten unter anderem chemische Verbindungen wie Polyphenole und Terpene. Diese Verbindungen nennen Experten Breitbandwirkstoffe. Eine Arzneidroge kann seine Wirkung verlieren, wenn man ihn in die einzelnen Bestandteile aufteilt. Experten können heute davon ausgehen, dass eine einzelne Wirkkomponente als gering angesehen werden kann. Doch mehrere Komponenten vieler einzelner chemischer Verbindungen tragen einen nutzen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird bereits nicht nur das Vitalstoffgemisch einer Droge genutzt, sondern es werden mehrere Drogen miteinander kombiniert. Eine große Rolle spielt dabei die Bioverfügbarkeit. Eine große Rolle spielt dabei die Bioverfügbarkeit. Für die Forschung ist es eine Herausforderung die Fragen der Einzelkomponenten zu meistern.

Prof. Dr. Michael Wink von der Universität Heidelberg referierte über dieses Thema, das immer wieder für Diskussion sorgt, obwohl unter anderem klinische Studien die Wirksamkeit der Phytotherapeutika und Arzneipflanzen in vielen Fällen belegt. Unter anderem liegt es daran, dass nicht alle Substanzen, die für eine Wirkung verantwortlich sind, eindeutig herausgefiltert werden können. Auch enthalten die Arzneipflanzen mehrere Sekundärstoffgemische und sind somit sehr komplex. Pflanzen benötigen Sekundärstoffe, um sich gegen natürliche Feinde zu verteidigen (zum Beispiel Bakterien, Pilze). Experten gehen davon aus, dass es auch diese Stoffgemische sind, die eine Wirksamkeit hervorrufen.

Phytotherapie bei Polyneuropathie

Zu diesem Thema trug Herr Dr. Rainer Görne, Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie, aus Neustadt an der Weinstraße, sein Wissen und seine Ergebnisse vor. Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems. Bei dieser Erkrankung können vegetative, motorische und auch sensible Nerven beeinträchtigt sein. Die Behandlung sieht kausale und symptombezogene Therapieansätze vor. Diverse klinische Studien zeigen auf, dass Phytotherapeutika unter anderem auch unterstützend eingesetzt werden können. Dazu gehört die Wirksamkeit von Nachtkerze, Borretsch und Schwarze Johannisbeere. Als antinozizeptive und antihyperglykämische Wirkung gehören ebenso das Myrtengewächs und Bergamottöl dazu.

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Pharmakotherapie

Frau Prof. Dr. Karen Nieber, Gommern, zeigt auf, dass diese Unterschiede Einflüsse in der Arzneimittelwirkung haben und somit nicht nur in der Pharmakotherapie wichtig sind, sondern auch in der Phytopharmaka. Genetische Polymorphismen wie beispielsweise arzneimittelmetabolisierende Enzyme, Umwelteinflüsse wie Nahrung und Genussmittel aber auch biologische Faktoren wie Alter und Geschlecht spielen dabei eine große Rolle. Trotz großer Unterschiede gibt es in der Pharmakokinetik meist keine spezifischen Dosierempfehlungen. Leider sind nur wenig geschlechtsspezifische Studien publiziert, um diese Aspekte genauer zu bewerten. Somit spielen pflanzliche Arzneimittel im Vergleich zu chemisch-synthetischen eher eine untergeordnete Rolle.

Entzündungen in der häusärztlichen Praxis phytotherapeutisch lindern

Herr Prof. Dr. Detmar Jobst, Bonn, zeigt in seinem Vortrag die Möglichkeiten auf, kleine entzündliche Leiden zu lindern. Dazu gehören Leiden wie beispielsweise Schleimhautentzündungen (Gingivitis, Aphten) aber auch Lippenherpes. Bewährt haben sich Spülungen mit Kamille und Salbei. Bei Lippenherpes wird häufig die Zitronenmelisse erfolgreich eingesetzt, ebenso wie Schwarztee und Johanniskraut-(Rotöl) bei Entzündungen der Mamille nach dem Stillen. Leider sind wirksame Substanzen wie unter anderem Thymol und Teebaumöl nicht ohne Nebenwirkungen. Bei geringen oder chronischen Beschwerden sollten diese am besten zusammen mit physikalischen Maßnahmen behandelt werden.

Fazit: Das Symposium hatte deutlich gemacht, dass die Phytotherapie und die Phytopharmakologie sehr komplex sind. Ohne wissenschaftlich fundierte Studien werden Phytotherapeutika nicht mehr in die Leitlinien aufgenommen. Studenten müssen auch erkennen, dass nicht alles in Leitlinien festgehalten wird und trotzdem einen medizinischen Nutzen aufweisen können. Die Veranstaltung gab Impulse, Lösungswege und Anregungen, um die Arbeit in der täglichen Praxis zu erleichtern. Ebenso zeigte die Veranstaltung Perspektiven auf, um kleinere entzündliche Erkrankungen ebenso wirkungsvoll mit Arzneipflanzen zu behandeln wie neurologische Erkrankungen, unter anderem den Diabetes mellitus.

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