Blütenessig - schmackhafte Würze und Lebenselixier

Verfasst von: Sylvia Haendschke
Frischer Büten-Gewürz-Essig
Frischer Büten-Gewürz-Essig   Bild: Enno Haendschke
Essig, besonders der Blüten- oder Kräuteressig, erlebt in den letzten Jahren eine Renaissance. Vor allem ist die Heilwirkung des Essigs im Allgemeinen ein Thema, das schon im Mittelalter hoch im Kurs stand. Er soll den Stoffwechsel anregen, vitalisierend wirken und den Körper entschlacken. Ein Grund mehr ihn als Zutat im Salatdressing oder zur Verfeinerung von anderen Speisen zu verwenden.

Da der Essig eng mit dem Bier und dem Wein verknüpft ist – denn beide werden sauer bei längerer Lagerung – ist davon auszugehen, dass der Essig bereits in der Antike bekannt war. Schließlich haben die Hochburgen in Mesopotamien und Ägypten viel Bier und Traubenwein produziert. Einige Kulturen setzten den Essig schon damals im Haushalt und als Heilmittel ein. Ohrenschmerzen wurden beispielsweise von den Assyrern mit Essigumschlägen behandelt. Doch den Grund für die Umwandlung von Wein in Essig wussten die Menschen damals noch nicht. Auch im Mittelalter waren die Menschen noch nicht hinter das wirkliche Prinzip der Essigumwandlung gekommen, obwohl sie schon Weinessig gezielt herstellten.

Essig mit Blüten und Gewürzen (Bild: Sylvia Haendschke)

Erst der französische Mikrobiologe und Chemiker Louis Pasteur konnte das Prinzip vollständig aufklären. Er fand heraus, dass ein Essigbakterium (also eine lebende Zelle) die Essigsäure produziert und nicht wie vermutet wurde, die Hefe dafür verantwortlich ist. Mit dieser geht das Bakterium allerdings eine freundschaftliche Beziehung ein. Die Bakterien setzen mithilfe von Sauerstoff Alkohol in Essig um. Währenddessen vermehren sie sich stark und verbrauchen damit immer mehr alkoholische Flüssigkeit. Aus einem Gramm Alkohol werden 1,3 Gramm Essigsäure. Gleichzeitig produzieren sie Wärme. Diese Reaktion wird als „unvollständige Oxidation“ bezeichnet, da die Essigsäure das Endprodukt ist und nicht Kohlendioxid und Wasser, wie es nach vollständiger Oxidation der Fall wäre. Im Rahmen der Essigherstellung sind auch die Begriffe „aerobe Fermentation“ oder „oxidative Gärung“ gebräuchlich.

Die heilsame Wirkung von Essig

Der Essig wirkt auf den menschlichen Organismus sehr vielseitig, sodass es unzählige Anwendungen gibt. Er spielt bei der Ernährung eine wichtige Rolle und hilft zum Beispiel beim Fettabbau. Auch wenn der Mensch Essigsäure selbst produziert, um Eiweiß umzusetzen und Fett abzubauen, so unterstützt konsumierter Essig den körpereigenen Prozess im hohen Maße. Denn er beeinflusst den Säure-Basen-Haushalt positiv, da er im Organismus keine saure, sondern eine basische Reaktion verursacht. Er wirkt gegen Bakterien und besitzt außerdem eine desinfizierende, zusammenziehende und kühlende Wirkung. Beispielsweise wird er gern in kalten Beinumschlägen zur Fiebersenkung verwendet. Er wurde sogar schon im Mittelalter zur Behandlung von Darmerkrankungen, Schlangenbissen, Husten sowie von Pest und Lepra eingesetzt.

Essig mit Blüten und feinen Gewürzen selbst aromatisieren

Wem die Essigsorten, die es zu kaufen gibt, nicht zusagen oder wer eine eigene Zusammenstellung ausprobieren möchte, der kann einen Essig selbst einfach mit Gewürzen, Kräutern und Blüten aromatisieren. Die Geschmacksstoffe und Düfte der frischen Zutaten bleiben im Essig lang erhalten. Die Aromatisierung eines Essigs ist außerdem viel einfacher als die Essigherstellung selbst. Welchen Essig Sie als Basis für Ihre Blüten und Gewürze verwenden, ist Ihnen natürlich selbst überlassen. Der eine mag eher klaren Essig und der andere lieber Apfel-, Rot- oder Weißweinessig dafür hernehmen.

Blaue Rosenblüten © Sylvia Haendschke
Borretschblüten © Sylvia Haendschke
Malvenblüten © Sylvia Haendschke
Rosafarbene Rosenknospen © Sylvia Haendschke
Blüten von weißer Schafgarbe © Sylvia Haendschke
Thymianblüten © Sylvia Haendschke

Geben Sie zuerst verschiedene Blüten zum Beispiel von Rosen, Malven, Schafgarbe, Thymian und Borretsch sowie verschiedene Gewürze wie Pfefferkörner, Lorbeerblätter und Wacholderbeeren in ein sauberes Glas, dass Sie vorher mit heißem Wasser ausgespült haben. Anschließend geben Sie den ausgesuchten Essig hinein und verschließen das Glas gut mit einem Korkstopfen oder einem anderen dicht schließenden Verschluss. Stellen Sie das Glas für etwa drei bis fünf Wochen an einen warmen Ort. Schütteln Sie das Glas regelmäßig in Abständen von drei bis vier Tagen, damit sich das Aroma der Zutaten gut verteilen kann.

Nach etwa drei Wochen sollten Sie den Büten-Gewürz-Essig das erste Mal testen. Eventuell zu etwas grünem Salat oder einem anderen Salat, den Sie mögen. Damit finden Sie heraus, wie sich sein Aroma in Kombination mit Ihrem Lieblingssalat verhält. Sofern das Aroma schon Ihren Erwartungen entspricht, filtern Sie den Essig ab. Falls nicht, so lassen Sie ihn noch zwei Wochen ziehen. Wenn er Ihnen dann noch nicht kräftig genug ist, filtern Sie ihn ab und setzen mit ihm noch einmal Blüten und Gewürze an. Für das Filtrieren bewährt sich ein Kaffeefilter sehr gut, um auch die kleinsten Bestandteile herauszufiltern.

Für die längere Aufbewahrung des fertigen Essigs wird eine Flasche oder ein Glas ausgekocht und der Stopfen vor dem Verschließen in kochendes Wasser gelegt, damit er aufquellen kann. Füllen Sie das Glas bis zum Rand mit Blütenessig und schlagen den Stopfen mit einem Holzhammer hinein. Damit hält sich der Essig an einem kühlen, dunklen Ort ungefähr ein bis zwei Jahre. Ist er einmal angebrochen, so verliert er sein Aroma nach und nach. Beim Aromatisieren von Essig können Sie eigentlich nichts falsch machen. Falls er einmal zu fad ist, einfach mehr Gewürze, Kräuter und Blüten dazugeben. Übrigens ist ein selbst aromatisierter Essig eine gesunde Würze, die gern verschenkt wird.

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Artikelsignatur: Sylvia Haendschke | Autoren-Ressort: quantenatem.reporters.de
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