Ettore Majorana, Atomphysik, Quantencomputing

Verfasst von: Marion Wolters
"Never complain, never explain" galt zu Zeiten Elisabeth II. Dies gilt heute nicht mehr. Privatheit weicht selbst im britischen Königshaus dem Blick der Öffentlichkeit. Einfach ohne Erklärung eine private oder berufliche Situation zu verlassen ist auch für Individuen an anderer Stelle in anderen Zusammenhängen kaum noch möglich. So werden Offenheit und eine transparente Realität suggeriert, die dem Anspruch der Modernität gerecht werden sollen.

Als Journalistin bekommt man durch zahlreiche Recherchen und Interviews viele Fakten sowie wahrscheinliche Wahrheiten heraus. Es gibt unterschiedlichste Gründe, sie nicht zu veröffentlichen. Dem Veröffentlichungszwang der heutigen Wissenschaft hat sich der 1906 in Sizilien geborene Physiker Ettore Majorana entzogen, der die Grundlagen der Atomphysik schuf. Er verschwand ohne Erklärung am 26. März 1938 und sagte "No" zu vielen Veröffentlichungen seiner wissenschaftlichen Arbeitsergebnisse. Der Nobelpreis wäre ihm sicher gewesen, doch er legte keinen Wert auf Ruhm und Karriere. Stattdessen schrieb er seine Ergebnisse auf seine leeren Zigarettenschachteln, erklärte sie seinen Kollegen und warf sie in den Papierkorb.

Ettore Majorana wird im gleichen Atemzug mit Newton und Galilei genannt. Er formulierte die Theorie des Atomkerns. Mit dem Nobelpreisträger Werner Heisenberg freundet er sich an, weist ihn auf Fehler in seinen Berechnungen hin. Majorana schlägt ein Quasiteilchen vor, das gleichzeitig Materie und Antimaterie ist und sich somit selbst vernichten kann. Für das heutige Quantencomputing versucht man es einzufangen und zu kontrollieren. Man hofft damit u.a. Berechnungen enorm zu beschleunigen. In Santa Barbara versuchen Mitarbeitende von Google, Microsoft und Wissenschaftler an der University of California unermüdlich, das Problem zu lösen. Es wäre eine Sensation, würde es doch Physik und Wirtschaft gleichermaßen - wenn auch auf unterschiedliche Weise - revolutionieren.

Anders ausgedrückt ist man auf der Suche nach stabilen Qubits. Theoretisch ist fehlerfreies Quantencomputing möglich, indem Majorana-Quantenteilchen aus aufgesplitteten Elektronen hergestellt werden. Man schützt sie vor Wärme und Rauschen. Die Berechnungen erfolgen, wenn die Fragmente ihre Position vertauschen und verflechten. Dafür reiht man Elektronenpaare entlang eines Nanodrates auf. An den Enden verbleibt ein einzelnes Elektron, dass sich virtuell aufspalten lässt und ein Majorana-Quasiteilchen bildet. Durch Verschiebung wird das Quasiteilchen verflochten. Der zweite Ansatz arbeitet mit Graphen, einer einatomigen Kohlenstoffschicht. Elektronen und positiv geladene Löcher können durch Magnetfelder vituell in Majorana-Paare aufgespalten werden. Im dritten Versuchsmodell trennt man Verbindungen von supraleitenden Qubits, deren Information sich dann über die ganze Qubit-Anordnung verteilt.

Kann man die Kontrolle über die frei beweglichen Quasiteilchen erhalten? Der Reichtum der bis dahin noch zu entdeckenden physikalischen Gesetze könnte auch die Frage beantworten warum die Menschheit existiert statt nicht existent zu sein. Vielleicht nähert man sich damit auch der nach wie vor nicht gefundenen Weltformel. Ist es Physik oder ist es Magie: man kann ein Elektron in zwei virtuelle Teile zerlegen und ihre Plätze vertauschen, womit man ihre Identität ändert. Bringt man dann die Fragmente wieder zusammen, können sie zu einem einzigen Elektron verschmelzen. Sie können aber auch im Vakuum verschwinden. Nutzte Ettore Majorana diese Technik für sein Verschwinden? https://escape.e-bookshelf.de/mobile/products/detail/product-id/15424263/title/journalismus-in-der-digitalen-verbreitung; https://escape.e-bookshelf.de/mobile/products/detail/product-id/19179203/title/journalismus-in-der-digitalen-verbreitung-teil-ii

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