Beachvolleyball – mehr als eine Trend- und Freizeitsportart?

Verfasst von: Gisbert Kühner
Chantal Laboreur
Chantal Laboreur  Bild: geka-pics (Gisbert Kühner)
Beachvolleyball gilt in Deutschland immer noch als Freizeitsport und eine Trendsportart. Viele gehen zu den Wettbewerben wegen der knapp bekleideten Frauen. Diese Meinung existiert als Klischee. Dabei ist Beachvolleyball aus dem Dornröschenschlaf erwacht und entwickelt sich zu einer attraktiven Sportart auch für Profisportler.

Georg David Center soll 1915 mit Freunden auf Hawai als erster Volleyball am Strand gespielt haben. 1920 wurde Beachvolleyball auch an den Stränden in Kalifornien und an den brasilianischen Stränden gespielt. 1930 führte man die heute übliche Spielweise mit 2 Spielern ein. Einer Anekdote nach soll ein Spieler 1930 vergeblich auf seine Mitspieler gewartet haben. Als diese nicht kamen, spielte das Team eben zu zweit anstelle mit 6 Spielern wie bisher. Zu dieser Zeit erreichte dieser neue Freizeitsport auch Europa, über Paris in die östlichen Staaten. Die ersten Turniere gab es in den 40´ern in Santa Monica, die ersten Beach Open 1960 am Strand von Manhattan Beach. 

Chantal Laboreur und Julia Sude

Offiziell olympisch ist Beachvolleyball seit 1996 in Atlanta. Die Goldmedaillen gingen in den meisten Fällen an amerikanische und brasilianische Teams. Erst in London 2012 wurde diese Phalanx von den deutschen Goldmedaillengewinnern Julius Brink und Jonas Reckermann durchbrochen. Ähnlich war es bei den Frauen. Teams aus Brasilien, USA und Australien teilten die Medaillen unter sich  auf. 2008 gingen die Silber- und Bronzemedaillen an chinesische Teams. Die deutschen Frauen haben in den letzten Jahren stark aufgeholt. Bei Europa- und Weltmeisterschaften  reichte es zwar schon für Podestplätze, aber für olympische Medaillen hat es noch nicht gereicht. 2012 waren bei den Herren nur Erdmann-Matsyik und bei den Frauen Holtwick-Semmler unter den Top-ten in der Welt. 

Tine Aulenbrock und Julia Sude

Motiviert durch den Olympiasieg von Brink-Reckermann hat sich die Spielstärke der deutschen Teams deutlich verbessert. Sehr erfolgreich sind insbesondere die Frauen international im U-18, U-21 und U-23-Bereich, so dass da für die Zukunft viel zu erwarten ist. Gleichwohl hat Beachvolleyball immer noch gegen das Image eines Trend- und Freizeitsports zu kämpfen. Zudem gibt es Gruppen, die mehr über die knappe Bekleidung der Spielerinnen  diskutieren als deren Trainingsleistung und deren Erfolge. Das Klischee heißt immer noch: sex sells. Dabei ist die Spielkleidung in den Leitlinien für Olympische Spiele vorgegeben. Nach diesen Leitlinien müssen die Spielerinnen ein eng anliegendes Oberteil tragen und eine Bikinihose, die an der Seite nur 7 cm breit sein darf. 

Im Übrigen dürfen die Spielerinnen auch einen Einteiler tragen. Die aktiven Frauen haben sich längst für das Bikinihöschen entschieden, weil die eng anliegende Kleidung praktisch ist und im Sommer angenehm ist. Außerdem verweisen sie darauf, dass Sportlerinnen anderer Sportarten ähnlich knappe Höschen tragen und keiner regt sich dabei auf. Seit 2012 ist es den Spielerinnen erlaubt, ein Top und shorts zu tragen, wenn sie dies aus religiösen oder anderen Gründen möchten. Gar kein Problem gibt es bei den Trikots der Männer. Die Männlichkeit bleibt nicht nur für die weiblichen Fans durch weite Hosen und schlabbrige Muskel-Shirts eher verborgen. Auch wieder bedingt durch die sportlichen Erfolge ist das Medien-Interesse deutlich gestiegen.

Dieses Jahr wurde die deutsche Smart-Beach-Tour vom Pay-TV-Sender  Sky übertragen. Gleichzeitig haben die Turniere weltweit event-Charakter. DJ´s spielen in Spielpausen und Unterbrechungen Party-Musik. Animateure heizen das Publikum an und verteilen Geschenke der Sponsoren. Gänzlich Show-Charakter entsteht durch die kurzen Tanz-Einlagen von auch knapp bekleideten Tänzerinnen in den Spielpausen. Es gibt keine andere Sportart, die diesen Show-Charakter so einbindet, wie Beachvolleyball. Für die zahlreichen Amateure mag Beachvolleyball, wie die anderen Sportraten übrigens auch, ein Freizeitsport bleiben, bei dem die sportliche Betätigung und nicht ein Ranglistenplatz oder ein Ergebnis im Vordergrund steht. Daneben hat sich aber eine Gruppe von Profi-Beachern gebildet.  Diese haben sich inzwischen spezialisiert und spielen kaum noch in der Halle in Volleyball-Teams. 

Im März beginnt der Turnier-Zirkus für die Spitzensportler in Turnieren auf nationaler, europäischer Ebene und in den Turnieren des FIVB-Weltverbands. Für einen Sieg bei den weltweiten Turnieren fließt eine Gewinnsumme im hohen 5-stelligen Dollar-Bereich.  Der Spektakel, der bei den Turnieren geboten wird, zieht sowohl Zuschauer als auch Sponsoren an. Beachvolleyball ist längst aus dem Dornröschenschlaf erwacht und wird sich in Zukunft zumindest zu einer sehr gefragten Trendsportart entwickeln. Zum Abschluss noch eine Anmerkung: Wer im Profizirkus mitspielen will, muss hart arbeiten. Ständiges Training ist die Grundvoraussetzung. Wer vorne dabei sein will, braucht einen Trainerstab, braucht einen Physiotherapeuten. Bei den Frauen und Männern entwickeln sich viele Talente. Bei der nächsten Olympiade könnte die eine oder andere Medaille fällig sein.

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