Transformation der Brüsseler Börse

Verfasst von: Marion Wolters
Bevor dieser Text das Geld einer transformierten Börse ausschüttet noch ein kurzer historischer Abriss. Zwischendurch wird dazu eingeladen, auf königlichen Sitzmöbeln Platz zu nehmen und auf einem offenen Platz exklusive, ausgiebige Speisen zu genießen, auf dem sich vor Jahrhunderten ein Fluss seinen Weg bahnte. Rilke fängt den zeitgenössischen Spirit ein: "Lasst euch nicht beirren von Übergängen." Ein Selbstversuch ohne Handy in einer neu zu entdeckenden Welt.

Auf dem Weg zu einem avantgardistischen Vortrag in Brüssel: ohne Handy, um den Orientierungssinn zu trainieren und ungestört hundertprozentig in der Realität recherchieren zu können. Am Vorabend die Location sichten. Irgendwas mit "Beurs", also Börse. Die Metro zur Börse wird schnell gefunden, vor Jahren saßen viele Leute auf der Treppe. Diesmal kommen Menschen aus dem Börsengebäude, ein Plakat weist auf Gastronomie hin. Zwischendurch investigative Interviews führen für den nächsten Textauftrag und einzelne Gedankengebäude krachend zusammenfallen sehen. - 1830: nach u.a. spanischer, französischer, österreichischer Herrschaft feiert Belgien seine Unabhängigkeit. Pläne wurden entworfen, um die Innenstadt Brüssels zu transformieren. Léon Suys erhielt den Auftrag, die Börse zu bauen.

"Man muss nie verzweifeln, wenn einem etwas verloren geht, ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück. Kommt alles noch viel herrlicher wieder." (Rilke) Die Senne, die damals ihr Flussbett auf dem Börsenplatz hatte, wurde verlegt. 1791 begann man mit dem Bau der Börse. - Neugierig lässt man die Stufen bis zum Eingang der Börse schnell hinter sich: links eine Brasserie, weiter rechts ein Café. Zwischendrin der äußerst gut erhaltene, reich verzierte Innenraum der Börse, die 1793 fertiggestellt wurde. Ein Reiseleiter betritt mit einer größeren Gruppe den Innenraum und berichtet auch von der Armut der damaligen dörflichen Gesellschaft.

"Du darfst das Leben mit Würde ertragen, nur die Kleinlichen machen es klein; Bettler können dir Bruder sagen und kannst doch ein König sein."(Rilke) Vor der Börse bewundert man die u.a. von Auguste Rodin geschaffene Fassade. Rilke arbeitete als sein Privatsekretär. In Börsennähe werden exklusive, orientalische Speisen angeboten, die Restaurantstühle scheinen für Königinnen und Könige gemacht, gleiches gilt für die Kronleuchter. Sie passen in eine orientalische Welt um 1924-1932, als die Börse erneut transformiert wurde.1801 per Dekret von Napoleon beschlossen, wird sie seit 1996 nicht mehr als Börse genutzt, ist sie seit 2022 Teil des Euronext, wurde sie zwischen 2020-2023 saniert und ist sie jetzt für die Öffentlichkeit geöffnet.

Im Untergeschoss kann man in einer Ausstellung mehr über ihre Geschichte erfahren oder den Film mit niederländischen, französischen, englischen Untertiteln zufällig durch ein Fenster entdecken. 1285 besaß Robert Van der Buerse in Brügge das Gasthaus Ter Buerse, wo sich die Händler trafen. Zur Erleichterung der Transaktionen wurden bald weltweit "buersen" eröffnet. Der "Beursplein" als Börsenplatz. Beim Hinausgehen verweist ein Sicherheitsbeauftragter auf die neu gestaltete Dachterrasse, die per Aufzug erreichbar ist. Sonne im Sommer bis 21.30 Uhr, die Partygesellschaft feiert weiter. Eine Autorinnenkollegin ist auch dort: "Der avantgardistische Vortrag findet morgen im Beursschouwburg (Börsen-Theater) statt." "Die Zukunft zeigt sich in uns - lange bevor sie eintrifft." (Rilke). Reichtum auch. https://bundesamt-magische-wesen.de/shop/seinsqualitaet-von-marion-wolters/

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