Schloss Köpenick im Sommerglanz
1412 erwarb Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg die verarmte Region und begann mit der Sanierung. Er führte das Marktrecht ein und vergab Fischereirechte. Auf Märkten wurde Waren feilgeboten, Gaukler der fahrenden Zunft sowie Künstler zeigten ihre Darbietungen. Die Fischer konnten nunmehr in den umliegenden Gewässern ohne Einschränkungen fischen. Abends zechten Dörfler und Fischer in den Gasthäusern, aus dem Zapfhahn floss das Bier und die Fische rösteten im Feuer. Dabei wurden Pläne geschmiedet, um Gewerbe und Kultur anzukurbeln. Kurfürst Joachim II. von Brandenburg veranlasste 1558 auf der Schlossinsel den Bau eines Jagdschlosses im Stil der Renaissance.
Als der „Große Kurfürst“ im Kurfürstentum Brandenburg herrschte, wurden umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen am Jagdschloss auf der Talsandinsel durchgeführt. Er schenkte seinen Söhnen Karl-Aemil und Friedrich, Amt und Schloss Köpenick. Kurfürst Friedrich III. übernahm die Regierungsgeschäfte und krönte sich selbst 1701 zum König, als Friedrich I. Durch diese Rangerhöhung gelang es ihm, zerstrittene Regionen wieder zu versöhnen. Seine Verbindung zur hessischen Prinzessin Elisabeth von Kassel, die er später heiratete, entsprang aus echter Zuneigung. Für die damalige Zeit, in der dynastischen Zwecke bei der Eheschließung eine tragende Rolle spielten, war dies ungewöhnlich. Das Paar lebte in Schloss Köpenick auch während der Umgestaltung in ein Barockschloss. Unter König Friedrich I. von Preußen wurden trotz finanzieller Engpässe Kunst und Kultur gefördert. Berlin wurde zu einer barocken Residenzstadt ausgebaut, in der Oper und das Theater eine Blütezeit erlebten.
Noch immer spielt die Kultur im charmanten Bezirk Köpenick eine bedeutende Rolle. Jedes Jahr findet ein Sommerfest statt, in dem die Kunst über die Schlossinsel hinaus in den Focus gerückt wird und erstrahlt. Diesmal eröffnete das Stadtorchester Köpenick das Fest. Es spielte Arrangements der bekannten Titelsongs von Skyfull, Star Wars und Harry Potter. Biergärten, ein Weindorf sowie eine Bummelmeile mit Kunsthandwerk luden zum Verweilen ein. An der Hafenpromenade, wo sich vorwiegend die künstlerische Avantgarde aufhielt, wurden in maritimen Etablissements und Tapas-Bars internationalen kulinarische Spezialitäten verkostet. Während die Kids ihren Spaß im Kettenkarussel hatten, sorgte Andre Bahia mit seinen rhythmischen „Sweat Jamaica Songs“ für eine ausgelassene Tanz-Stimmung. Selbstverständlich erschien auch die berühmte Hexe Rosanna „sommerlich verhext“ aus dem Altstadt-Theater Köpenick und offenbarte einige ihrer Geheimnisse.
In der entzückenden Komödie des Filmklassikers, „Hauptmann von Köpenick“ wird ein teuflischer Kreislauf aufgezeigt. Ohne Pass ist es schwierig, ehrliche Arbeit zu finden, und ohne Arbeit wird einem kein Pass ausgestellt. Dadurch wird die Daseinsberechtigung in dem Land, in dem man geboren wurde oder gerne leben möchte, in Frage gestellt. Der Hauptmann gespielt von Heinz Rühmann, geriet immer wieder in Konflikt mit den Behörden. Im Unterricht des Gefängnisses lernte er wesentliche Kenntnisse über militärische Rituale kennen. So gelang ihm der Gaunerstreich als falscher Hauptmann, der selbst den Kaiser zum Lachen brachte. Er begnadigte ihn daraufhin und ließ ihm einen Pass ausstellen. „Hereinspaziert und Stillgestanden!“ Jeden Samstag von Mai bis Oktober lädt die „Köpenicker Hauptmann Garde“ ein und führt den Kassenraub aus dem Jahr 1906 als Bühnenstück im Innenhof des Rathauses auf.
Der in Bronze gegossene Hauptmann steht noch immer vor dem in märkischer Backsteingotik gebauten Rathaus. Das barocke Stadtschloss, mit dem Festland verbunden durch eine Brücke über den Schlossgraben, - steht seit fast einem halben Jahrhundert unter Denkmalschutz. 1963 wurde die Schlossinsel als Standort des Ost-Berliner Kunstgewerbemuseums mit der Dauerausstellung „Raumkunst aus Renaissance, Barock und Rokoko „auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Im historischen Schlosspark besteht weiterhin die Marktkultur. Dienstags und Donnerstag mit Obst und Gemüse aus Bioanbau. Grandiose Sommerkonzerte auf der Schlossinsel mit freiem Eintritt locken Publikum und Künstler in die Altstadt. Umgeben von Wald, Seen sowie mittelalterlichen Fachwerkbauten ist es ein außergewöhnliches Erlebnis, mit einem Solarboot oder Floß auf den Spuren von Huckelberry Fin und Tom Sawjer die faszinierende Geschichte Köpenicks aus einer anderen Perspektive zu erleben.