Windkraft: Was der Staat wirklich daran verdient
Baukosten (Investition) und Lebensdauer: Moderne Offshore-Windparks sind hochkapitalisiert und zählen zu den teuersten Energieprojekten der Gegenwart. Für Nordsee-Projekte liegen die Baukosten aktuell bei etwa 3,5 bis 3,7 Millionen Euro pro Megawatt. Ein Offshore-Park mit 300 MW erfordert damit ein Investitionsvolumen von ungefähr 1,1 Milliarden Euro. Die kalkulierte Lebensdauer solcher Anlagen beträgt 20 bis 25 Jahre. In diesem Zeitraum müssen Betreiber nicht nur die Finanzierung und die jährlich anfallenden Betriebskosten decken, sondern zusätzlich Rückstellungen für regelmäßige Wartung, technische Modernisierungen und den gesetzlich vorgeschriebenen Rückbau bilden. Diese Faktoren beeinflussen die tatsächliche Rendite erheblich und bestimmen, ob Projekte langfristig für Investoren und Betreiber attraktiv bleiben.
Erzeugung und Jahresumsatz: Ein Offshore-Windpark mit einer installierten Leistung von 300 Megawatt erzeugt – abhängig von Standort, Technik und Windbedingungen – im Durchschnitt 1,2 bis 1,3 Terawattstunden Strom pro Jahr. Grundlage dafür ist ein realistischer Volllastfaktor von 45 bis 50 Prozent, wie er in der Nordsee häufig erreicht wird. Bei einem durchschnittlichen Marktpreis von 80 bis 100 Euro pro Megawattstunde entspricht dies jährlichen Einnahmen von rund 95 bis 130 Millionen Euro. Schwankungen der Großhandelspreise wirken sich dabei direkt auf die Erlöse aus, weshalb die wirtschaftliche Planung von Windparks stets mit Unsicherheiten verbunden ist. Gleichzeitig zeigt diese Spanne, dass Offshore-Wind trotz hoher Investitionskosten stabile und planbare Umsätze generieren kann.
Betriebskosten und Gewinn: Neben den hohen Baukosten spielen die laufenden Betriebsausgaben eine zentrale Rolle für die Wirtschaftlichkeit von Offshore-Windparks. Typischerweise liegen die Kosten für Betrieb, Wartung und Versicherungen bei etwa 80.000 bis 90.000 Euro pro Megawatt und Jahr. Bei einem 300-MW-Park entspricht das einer jährlichen Belastung von rund 25 bis 27 Millionen Euro. Diese Ausgaben umfassen nicht nur die regelmäßige Wartung der Turbinen, sondern auch den Betrieb der Netzanschlüsse, die Offshore-Logistik mit Schiffen oder Helikoptern sowie Rückstellungen für unvorhergesehene Reparaturen. Zieht man diese Kosten vom Umsatz ab, verbleiben vor Steuern und Finanzierung 60 bis 100 Millionen Euro Gewinn. Dieser Wert schwankt je nach Standort, Marktpreis und technischer Zuverlässigkeit der Anlagen.
Einnahmen für den Staat: Der Staat profitiert in mehrfacher Hinsicht von Offshore-Windparks. Ein zentraler Posten ist die Mehrwertsteuer, die auf jede Kilowattstunde Strom anfällt. Für private Haushalte liegt dieser Satz bei 19 Prozent. Die genaue Höhe der Staatseinnahmen hängt allerdings vom Abnehmermix ab, da Unternehmen die Steuer als Vorsteuer absetzen können. Darüber hinaus unterliegen die Gewinne der Betreiber der Körperschaftsteuer sowie der Gewerbesteuer. Bei einer Steuerlast von etwa 30 Prozent ergeben sich für einen 300-MW-Park je nach Ertragslage jährliche Staatseinnahmen von 7 bis 19 Millionen Euro. Hinzu kommen Netzentgelte und spezifische Umlagen, die zwar nicht direkt in den Bundeshaushalt fließen, aber dennoch einen relevanten fiskalischen Effekt darstellen und das Einnahmenprofil.
Abriss und Rückbaukosten: Nach einer Laufzeit von rund 20 bis 25 Jahren müssen Offshore-Windparks zurückgebaut werden. Dieser Prozess ist technisch komplex, da Fundamente, Rotoren und Kabelsysteme fachgerecht entfernt und entsorgt werden müssen. Die dafür anfallenden Kosten werden branchenweit auf etwa 200.000 bis 400.000 Euro pro Megawatt geschätzt. Für einen 300-MW-Park ergibt sich somit eine Belastung zwischen 60 und 120 Millionen Euro. Um diese späteren Ausgaben finanzieren zu können, sind Betreiber verpflichtet, von Beginn an Rückstellungen zu bilden. Diese mindern den ausgewiesenen Gewinn und damit auch die jährliche Steuerlast. Gleichwohl stellen Rückbaukosten einen unverzichtbaren Teil einer realistischen Gesamtbilanz dar, da sie über die gesamte Lebensdauer hinweg die tatsächliche Rendite deutlich beeinflussen.
Gesamtbilanz: Fasst man Investitionen, laufende Betriebskosten, mögliche Erlöse sowie Rückbauverpflichtungen zusammen, ergibt sich ein differenziertes Bild. Ein 300-MW-Offshore-Windpark verursacht zunächst Baukosten von etwa 1,1 Milliarden Euro und benötigt jährlich rund 25 Millionen Euro für den Betrieb. Dem gegenüber stehen Umsätze im Bereich von 95 bis 130 Millionen Euro pro Jahr, die – nach Abzug aller Kosten – Gewinne zwischen 60 und 100 Millionen Euro ermöglichen. Für den Staat bedeutet dies jährliche Steuereinnahmen von 7 bis 19 Millionen Euro, über 20 Jahre also 140 bis 380 Millionen Euro, zusätzlich zur Mehrwertsteuer auf Haushaltsstrom. Am Ende der Lebensdauer schlagen schließlich 60 bis 120 Millionen Euro Rückbaukosten zu Buche, die den Gesamtertrag merklich.
Fazit: Die Diskussion über Windkraft konzentriert sich häufig auf Ausbauziele, Genehmigungen oder die Belastung der Verbraucher. Weniger Beachtung findet jedoch, dass der Staat durch Steuern und Abgaben zu den größten Profiteuren zählt. Ein Offshore-Park mit 300 MW bringt – konservativ gerechnet – jährlich mehrere Millionen Euro in die öffentlichen Kassen, während gleichzeitig hohe Investitions- und Rückbaukosten auf Seiten der Betreiber verbleiben. Für eine ehrliche Energiewende-Debatte ist es entscheidend, beide Seiten transparent darzustellen: die ökologischen Vorteile und die fiskalischen Effekte. Nur wenn die finanziellen Ströme klar benannt werden, können Bürger, Investoren und Politik fundiert über Chancen und Lasten der Windkraft entscheiden.
Hinweis zur Methodik: Die in diesem Artikel genannten Werte beruhen auf öffentlich zugänglichen Studien, Fachartikeln und Branchenangaben. Sie sind bewusst neutral ausgewertet und stellen keine politischen Forderungen oder wirtschaftlichen Interessen dar. Sämtliche Angaben zu Baukosten, Betriebsausgaben, Erlösen und Rückbaukosten wurden aus verschiedenen Quellen zusammengeführt, geglättet und in einem nachvollziehbaren Rechenmodell dargestellt. Ziel dieser Vorgehensweise ist es, einen realistischen Orientierungsrahmen für die wirtschaftliche Dimension von Offshore-Windparks zu schaffen. Abweichungen können sich je nach Projekt, Standort, Finanzierung und Energiepreisentwicklung ergeben. Diese Analyse versteht sich daher nicht als endgültige Prognose, sondern als sachliche Grundlage für die öffentliche Diskussion über die tatsächlichen Kosten und Einnahmen.