Was haben Motivationsgurus mit Pinguinen und Giraffen zu tun?

Verfasst von: Thomas Burmeister
Motivation auf Knopfdruck?
Motivation auf Knopfdruck?  Bild: © cirquedesprit - Fotolia.com
7000 Menschen erwartet einer der nach eigenen Angaben erfolgreichsten Motivationstrainer Deutschlands (oder Europas) zu einer seiner Veranstaltungen im Süden der Republik. Sein Mantra seit rund 3 Jahrzehnten: Du kannst alles schaffen, wenn Du nur willst. Auf dieser Welle reiten sie, die Höllers, die Ratelbands und Schäfers dieser Welt.

Ihrem Credo zufolge ist es also ganz einfach, über sich selbst hinaus zu wachsen. Wir müssen einfach nur unseren inneren Schweinehund überwinden, die ewigen Bedenkenträger in unserem sozialen Umfeld ignorieren und uns ein (möglichst anspruchsvolles) Ziel ganz fest vornehmen. Dann klappt es schon. Untermauert wird diese Argumentation durch anschauliche Beispiele: Wenn man es nur will, kann man auch über Glasscherben oder glühende Kohlen laufen. Die einzigen Grenzen sind in unserem Kopf. So etwas hören wir natürlich gerne. Denn wer möchte nicht gerne erfolgreicher werden, sich Wünsche und Träume erfüllen oder einfach gleich ein völlig anderes Leben führen (wo wir ja gerade dabei sind)?

Einen Gewinner gibt es immer - den Veranstalter!

Denn all die Besucher haben in Erwartung des versprochenen Impulses brav ihre Eintrittsgelder bezahlt, die dem Ausrichter ein auskömmliches Leben bescheren. Doch was nehmen die Teilnehmer wirklich mit? Werden aus den 7.000 Besuchern in der Stadthalle nach wenigen Stunden wirklich neue Menschen mit neuen Zielen und Visionen? Nehmen diese Personen nun ihr Leben ganz anders in die Hand, werfen unnötigen Ballast über Bord und starten ganz neu durch? Sie ahnen die Antwort schon: Natürlich nicht! Schon nach wenigen Tagen, spätestens Wochen holt die überwiegende Zahl der Besucher der Alltag wieder ein. Denn das soziale Umfeld hat sich nicht geändert und ein Vortrag macht aus ihnen keinen neuen Menschen!

Einer der Schlüssel zu Top-Leistungen: Talent (Bild: © Minerva Studio - Fotolia.com)

Eckart von Hirschhausen führte in seinem Programm sehr treffend aus, dass auch 12 Jahre Psychotherapie aus einem Pinguin keine Giraffe machen. Oder anders ausgedrückt: Wenn Sie das Spielen eines Musikinstrumentes erlernen wollen, so können Sie dies natürlich tun. Doch selbst der packendste Motivationsvortrag und das beste Coaching dieser Welt wird Sie nicht zum Stargeiger machen, wenn Sie nicht das Talent mitbringen. Und das was für Musiker gilt, gilt gleichermaßen für jeden anderen Beruf auf dieser Welt. Sicher können Sie mit harter Arbeit, Disziplin und Engagement viel erreichen. Um die Spitze zu erreichen, bedarf es eben dieses Talents. Wer also die Veranlagung zum Musiker mitbringt, wird viel erreichen können - als Musiker, doch vermutlich nicht als Betriebswirt.

Sind Sie Pinguin? Dann versuchen Sie nicht als Giraffe!

Sie wollen mehr erreichen als bisher? Dann schärfen Sie Ihre Axt! Seien Sie fleißig, bilden Sie sich weiter, werden Sie sich Ihrer Stärken bewusst und setzen Sie diese konsequent ein. Übertragen auf das Tierreich: Wenn Sie Pinguin sind, bleiben Sie es. Optimieren Sie Ihren Schwimmstil und Ihre Fähigkeit, Fische zu fangen. Das bringt deutlich mehr als der Versuch, sich zur Giraffe weiter zu entwickeln. Ja, Motivation ist wichtig. Doch diese muss aus Ihnen selbst heraus entstehen. Ein "Powertag" hilft da herzlich wenig - zumal er mit Motivation nichts zu tun hat. Spätestens wenn Sie die Stadthalle verlassen haben, sind Sie wieder auf sich allein gestellt!

Über glühende Kohlen können Sie auch laufen, ohne vorher Eintritt bezahlt zu haben. Das alles ist kein Wunder und beruht auf den unbestechlichen Gesetzen der Physik. Unter Motivation hingegen (zurückzuführen auf das lateinische Verb "movere" für "bewegen" oder "antreiben") verstehen wir die Gesamtheit Ihrer Beweggründe, etwas zu tun oder zu unterlassen. Und genau diese Beweggründe kann Ihnen kein Trainer dieser Welt einflüstern. Bestenfalls kann ein Veränderungsimpuls ausgelöst werden, gleichzusetzen mit der Entscheidung abzunehmen, nachdem Sie einen erschreckten Blick auf Ihre Badezimmerwaage geworfen haben. Es liegt an Ihnen, ob es bei einem Impuls bleibt, ober diesem entsprechende Taten folgen.

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Artikelsignatur: Thomas Burmeister | Autoren-Ressort: www.crescetis.reporters.de
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