Viel Betrieb im Paradies - Ein Stadtportrait von Heiligenhaus

Verfasst von: Robbin Gajda
Es ist Wochenende – da ist im Paradies immer viel los! Gerade bei schönem Wetter herrscht hier Hochbetrieb. Doch Adam und Eva werden wir nicht treffen. Die Rede ist von einem Naturschutzgebiet, welches sich in Heiligenhaus (Kreis Mettmann) befindet. Liebevoll und passend wird es von den Einheimischen „Paradies“ genannt. Hier kann man sich verführen lassen, seinen Wissensdurst stillen – und auch das leibliche Wohl kommt nicht zu knapp.

Auf der westlichen Seite befinden sich drei Museen der Stadt, die zum Verweilen einladen. Das Heimatkundemuseum bildet den Hauptteil der anschaulichen Museenlandschaft der Stadt. Es enthält neben stadtgeschichtlichen Exponaten auch wechselnde Sonderausstellungen. Das Feuerwehrmuseum der Freiwilligen Feuerwehr liegt nur wenige Fußminuten auf der anderen Seite einer vielbefahrenen Kreisstraße. Direkt an eine kleine Wache angegliedert, kann hier eine bemerkenswerte Sammlung bestaunt werden. Zu Fuß geht es weiter – das ist praktisch in so einer beschaulichen Stadt. Die Geräuschkulisse wird lauter. Man hört quakende Enten, zwitschernde Vögel, lachende Kinder. Aufgescheuchte Schwäne fliegen über den Teich, bevor sie sanft auf dem Wasser landen.

Großeltern gehen mit Ihren Enkeln spazieren und füttern die Tiere, obwohl es nicht gerne gesehen ist. Vom Hofcafé am Wehrturm her duftet es nach Kaffee und Kuchen – nur ein paar Fahrzeuge stören die Idylle. Ja, es ist schön hier – doch auch Zeit, weiter zu wandern. Es geht Richtung Waldmuseum, welches von Förster Hannes Johannsen geleitet wird. Der Förster „zum Anfassen“ kümmert sich hier um alles, was mit dem Wald und der Natur zu tun hat. Fast täglich trifft man ihn mit Wandergruppen oder Schulklassen, denen er das Ökosystem Wald erklärt. Das Angebot ist so beliebt, dass selbst die Stadtranderholung hier seit Jahren zu Besuch ist.

Über idyllische Wanderwege lässt sich die Stadt gut zu Fuß erkunden. Körperliche Fitness sollte aber vorhanden sein. Als Stadt am Rande des Bergischen Landes sind hier sehr oft einige Höhenmeter zu überwinden. Dafür wird man aber belohnt! Vorbei an Bauernhöfen und der Süßmosterei Dalbeck geht es Richtung Isenbügler Kopf; dem höchsten Punkt in Heiligenhaus. Von hier hat man einen tollen Blick auf die Stadt und auf Teile des Ruhrgebietes. Bei gutem Wetter kann man die Hochöfen in Duisburg sehen. Auch der Düsseldorfer Fernsehturm lässt sich dann erkennen. Kurz vor der Stadtgrenze von Essen geht es über gut ausgebaute Landstraßen wieder zurück in das Stadtzentrum.

Hier, vor dem Rathaus der Stadt versucht der erste technische Beigeordnete - Harald Flügge - an Plänen und Bildern, die Stadtzukunft zu erklären. Viele Jahre lang war Heiligenhaus ein Straßendorf. Spöttisch wurde die Stadt „Dorf mit zwei Einbahnstraßen“ genannt. Bedingt durch den Strukturwandel in der Schloss- und Beschlägeindustrie veränderte sich das Stadtbild. Durch zahlreiche Insolvenzen und Betriebsaufgaben stand die Stadt vor einer schwierigen Aufgabe. Die Industrieruinen mussten verschwinden, damit sich neue Gewerbe ansiedeln können. Schließlich sind Kommunen stark von Gewerbesteuereinnahmen abhängig. Zusammen mit dem Bürgermeister der Stadt – Jan Heinisch (37) – und den im Rat vertretenen Parteien hat sich Heiligenhaus mächtig verändert.

Eine neue Umgehungsstraße führt die vielbefahrene B227 an der Innenstadt vorbei. Die entlastete Innenstadt wird derzeit umgebaut, sodass mehr Lebensqualität entsteht. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich der Verkehr doppelspurig durch die Stadt schlängelte. Auch ein zentraler Platz - der nach der Partnerstadt Basildon benannt ist - wurde im Frühjahr dieses Jahres eingeweiht. Weiterhin wird ein über fünf Hektar großes Areal in unmittelbarer Nähe neu überplant. Die Firma Kiekert verlagerte vor einigen Jahren ihren Firmensitz. Dadurch stand eine zusammenhängende Innenstadtfläche zur Verfügung, die nun neu bebaut werden kann. Schon bald kann hier eine Außenstelle der Fachhochschule Bochum entstehen.

Zusammen mit einem Einkaufszentrum und einem Park wird der Innenstadtbereich in einigen Jahren nicht mehr zu erkennen sein. Einziger Schwachpunkt in dieser Stadt dürfte die schlechte Infrastruktur sein. Zwar verfügt Heiligenhaus über ein gut ausgebautes innerstädtisches Straßennetz- die Anbindung an andere Städte ist jedoch ungenügend. Eine Anbindung an den Bahnverkehr besteht nicht. Auch eine Autobahn (A44), die seit Jahrzehnten fertig gestellt sein sollte, befindet sich immer noch im Bau. Viele Jahre wurde von Bewohnern und Umweltschutzverbänden gegen diese Trasse geklagt. Letztendlich steht jedoch fest, dass die Autobahnanbindung kommt - was für die Verkehrsführung wünschenswert ist. Leider wird dadurch ein zweites Naturschutzgebiet zerstört. Ein weiteres Paradies hat wohl keinen Platz.

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