Ludwig Meidner in Exil

Verfasst von: Dr. Carlo Marino
Horcher in die Zeit (Bild: Giersch/Hirmer)
"Horcher in die Zeit. Ludwig Meidner in Exil". Diese Ausstellung in Museum Giersch der Goethe-Universität Frankfurt am Main stellt eine Kooperation mit dem jüdischen Museum dar. 1884 Ludwig Meidner wurde als Sohn einer jüdischen Kaufmannfamilie am 18. April im mittelschlesischen Bernstadt geboren. 1903-05 studierte der Maler an der königlichen Kunst- und Kunstgewebeschule in Breslau.Meidners erste fulminante visionäre Apokalyptische Landschaften wurden 1912 entstanden. Ludwig Meidners Tod war am 14. Mai 1966 und der Künstler wurde auf dem jüdischen Friedhof Darmstadt bestattet. Für Meidner "An allen Wänden die Seele bloßgelegt" ist.

Die Ausstellung im Museum Giersch widmet sich Ludwig Meidners Schaffen während seines englischen Exils 1939 bis 1953. In dieser Phase schuf der Künstler eine große Anzahl an Papierarbeiten. Meidners Oeuvre stellt sich nicht als linear fortschreitender Schaffenablauf, sondern als selbstkritischer und teilweise selbstreferenzieller Prozess dar. Zum Beispiel sein Abkehr vom Expressionismus, der er "als Spleen" verdammt. Am Beginn der Ausstellung stehen Arbeiten aus Meidners expressionistischer Schaffenphase mit ihrer unverwechselbaren Bildsprache. Ludwig Meidner lebte und arbeitete mit der Rückkehr aus Paris im April 1907 in der Metropole Berlin.

Berlin war die Großstadt als Apokalypse gesehen mit einem Pathos, in dem sich Leiden und Erregung, aber auch Umsturzwillen sowie Aufbruchsemphase mischten. Meidners expressionistische Werke zeigten mit besonderer Signifikanz den Zusammenbruch der "Welt von Gestern" an. Für Ludwig Meidner "Die Bilder sind mit eigenem Blut und eigenen Nerven genährt". Nach einer ungeheuer produktiven, aber aufreibenden expressionistischen Schaffensphase in Berlin und Dresden von 1910 bis 1925, unterbrochen durch die Hölle des Ersten Weltkrieges, Meidner hatte er sich Mitte der 1920er Jahre der Schriftstellerei zugewandt. In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche, bis heute wenig beachtete Feulletons für verschiedene Berliner Tageszeitungen.

1935 übersiedelte Meidner mit seiner Familie von Berlin nach Köln, um der nationalsozialistischen Repression, die ihn "als entartet" brandmarkte, zu entgehen. Die Schreckenherrschaft der Nazidiktatur setzte in ihm neue künstlerische Kräfte frei.1939 der Künstler fährt ins Exil nach London und 1940-41 war er als "enemy alien" interniert.Da Meidner in London als Künstler nicht Fuß fassen konnte, kehrte er 1953 nach Deutschland zurück. Er vermisste Deutschland und schrieb an einen Freund: „Ich weiß nicht, ob Deutschland noch der Ort sein kann, wo Juden in größerer Zahl existieren und mitarbeiten können. Aber ich selber kann nur leben, wo man deutsch spricht und schreibt; noch immer liebe ich das".

Im Gegensatz zu anderen expressionistischen Künstlern, etwa den Malern der Brücke oder des Blauen Reiters, wurde Meidner erst spät wiederentdeckt. Erst seit den späten 1980er Jahren, als seine Werke (auch auf dem Kunstmarkt) wieder international Beachtung fanden, gilt er als einer der Hauptvertreter des urbanen Expressionismus. Sein künstlerischer Nachlass wird im Ludwig Meidner-Archiv im Jüdischen Museum Frankfurt betreut, das auch die künstlerischen Urheberrechte Meidners verwaltet. Die 1990 gegründete Ludwig-Meidner-Gesellschaft in Frankfurt am Main arbeitet seit dem Jahre 2010 an einem Werkverzeichnis der Gemälde Meidners. Mit Oskar Kokoschka war Meidner die sogenannte Doppelbegabung im Expressionismus als übergreifende Bewegung.

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