Frauenmantel - mehr als nur ein typisches Frauenkraut

Verfasst von: Sylvia Haendschke
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) in voller Blüte
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) in voller Blüte  Bild: Sylvia Haendschke
Der Frauenmantel, auch als Alchemistenkraut, Frauenbiss, Weiberkittel oder Milchkraut bekannt, ist ein mehrjähriges Rosengewächs, das gern im heimischen Garten angebaut wird. In der freien Natur ist er in Gräben, Fettwiesen sowie an Bachufern zu finden. Schon im 16. Jahrhundert stand die Pflanze in der Volksmedizin hoch im Kurs und galt als begehrtes Wundkraut. Auch wenn ihr Name Frauenmantel ist, so ist die heilkräftige Pflanze nicht nur bei Frauen wirksam.

Der Name Frauenmantel leitet sich von den sogenannten Schutzmantelmadonnen ab, deren Mäntel an die Form der Blätter der horstbildenden Staude erinnern. Die Art Alchemilla vulgaris ist eine weitverbreitete Sammelart, von der es viele Unterarten gibt. Bei den Germanen galt das Kraut der Frauen als heilig und wurde der Göttin Freya geweiht. In der Volksmedizin wurden schon immer die runden, leicht gezähnten Blätter mit der Gebärmutter verglichen und vor allem zur Stärkung dieses Organs eingesetzt. Als klassisches Heilmittel wurde der Frauenmantel bei allen Frauenleiden sowie Fettleibigkeit angewendet. Der Tee des Frauenmantels soll jedoch auch Eiterungen, Durchfälle und Fieber positiv beeinflussen.

Tau des Himmels

In den Blattwinkeln des Frauenmantels befinden sich in den frühen Morgenstunden häufig kleine Tropfen, besonders nach heißen Sommernächten. Diese Tropfen sind aber keine richtigen Tautropfen, sondern werden von der Pflanze selbst produziert und ausgeschieden, sobald Überschuss davon vorhanden ist. Damit hält sie ihren Saftstrom im Gleichgewicht. Diese sogenannten Guttationstropfen wurden von Alchemisten als „Tau des Himmels“ oder „Himmlisches Wasser“ bezeichnet. Sie hofften darin die Materie zu finden, mit deren Hilfe unedle Metalle in Gold verwandelt werden könnten. Daher auch der lateinische Name Alchemilla. Das wirkliche „Gold“ der Pflanze ist jedoch ihre vielseitige Heilkraft, zumindest in der Volksheilkunde. Die Tropfen sollen sogar, äußerlich angewendet, straffend auf den weiblichen Busen wirken.

Ein Kraut für die ganze Familie

Nach den Erfahrungen der Volksheilkundler ist die schöne Heilpflanze, deren leuchtend gelbe Blüten nach Honig duften, für den gesamten Organismus anwendbar. Sie kann in jeden Kräutertee gemischt werden. Vor allem wirkt Frauenmantel bei Menstruations- und Wechseljahrbeschwerden unterstützend. Aufgrund der enthaltenen Salicylsäure und Gerbstoffe wird Frauenmantel oft bei Magenentzündungen und Zahnfleischentzündungen eingesetzt. Der Pflanze wird nachgesagt, dass sie die Drüsentätigkeit anregt und damit auch bei Schilddrüsenerkrankungen verwendet werden kann. Ebenso geht der heilsamen Pflanze der Ruf voraus, das Blut zu reinigen und zu verdünnen und deshalb in Form von Tee auch bei Krampfadern einsetzbar zu sein. Und im Badewasser soll das Kraut die Muskeln von Kleinkindern stärken.

In Küche und Kosmetik

Der Frauenmantel ist auch in der Küche eine wertvolle Zutat für allerlei Speisen, zum Beispiel in der Gemüsesuppe neben Brennnesseln und Giersch. Doch viele lieben ihn im Kräuterfrischkäse oder Salat mit Gundelrebe und Spitzwegerich. In der Kosmetik ist der Frauenmantel vor allem sehr gut für eine Gesichtsmilch einsetzbar, die Sommersprossen etwas bleichen kann und der Haut einen samtigen Schimmer gibt. Dafür werden eine Handvoll Blätter mit einer Tasse Milch ca. 20 min gekocht, anschließend filtriert und in eine Spenderflasche gefüllt. Die fertige Gesichtsmilch wird kühl gestellt und mehrmals täglich verwendet. Die Blätter für Küche, Heilanwendungen und Kosmetika können vom Frühling bis zum Herbst geerntet werden.

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